Einige Jugendstilinstrumente
 
Die Zusammenarbeit von Ibach mit Architekten und Künstlern des Jugendstils hatte ihren Schwerpunkt vor allem in den Städten Darmstadt, worüber bereits berichtet wurde, sowie in Karlsruhe und Stuttgart; hinzuzurechnen ist auch noch Worpswede, wohin Kontakte zu Heinrich Vogeler bestanden. 
Eine der interessantesten Persönlichkeiten ist hierbei der Architekt, Kunstgewerbler und Hochschullehrer Hermann Billing. Zur Zeit seiner Zusammenarbeit mit Ibach, war er Lehrer an der Kunstakademie in Karlsruhe. Über das Entstehen der Kontakte und Verbindungen läßt sich leider bislang noch nichts sagen.   Lebensdaten 
Auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis präsentierte Ibach einen Flügel, Schwerpunkt im imposanten Musik-Festsaal, der wie das Instrument nach Billings Entwürfen entstand. Der basilikaähnliche Saal besaß zwei Seitenflügel, jeweils durch eine Reihe von starken, vierkantigen Eichen-stützen abgetrennt. Zwischen den Pfosten waren Reihen von schmiede-eisernen Beleuchtungskörpern eingefügt. Der Raum gewann durch sein Strenge und seine einheitliche graue Farbe eine fast als mystisch zu bezeichnende Stimmung. Das dort aufgestellte Ibach Instrument war ein symmetrischer Flügel (Glockenflügel ) in grau-blauer Tönung mit Intarsien.  Er erhielt einen Grand-Prix und wurde ein Jahr in den USA präsentiert. Im Jahre 1906 war er in Mailand noch einmal auf einer Weltausstellung zu sehen. Danach verblieb der Flügel in Italien und wurde an einen Kunden namens Lützelschwab (Grand Hotel) in Gardone Riviera verkauft. Sechs Jahre später fertigte Billing erneut einen Entwurf für einen Ibach-Flügel zur Weltausstellung 1910 in Brüssel. 
 
Hermann Billing 1898

Hermann Billing 1898
Billing Flügel

Glockenflügel
Entwurf Billing
Mod. 42 Nr. 45501
St. Louis Weltausstellung 1904

Weltausstellung
St. Louis 1904
Musiksaal von
Hermann Billing
mit Ibach-Flügel
 
Glockenflügel (Aufsicht)

Glockenflügel Aufsicht
(symmetrischer Flügel
Klappe nach hinten
öffnend, Glockenform)
Daten Brüder Pankok

Zu den Jugendstilkünstlern rechnen auch die beiden Brüder Bernhard und Franz Pankok. Der Kontakt zwischen Ibach und Bernhard Pankok, Maler, Graphiker, Kunstgewerbler, Architekt und Lehrer in Stuttgart, ergab sich höchstwahrscheinlich über dessen Bruder Franz Pankok, der in Barmen lebte. Bei Ibach entstanden 1905/06 (mindestens) 4 Klaviere sowie ein Flügel nach Entwürfen von Bernhard Pankok. Die Pianos wurden 1906 auf der 1. Musikfachausstellung in Berlin präsentiert.  Der Flügel ging anschließend noch im gleichen Jahr auf eine Ausstellung in Hamburg und wurde am 25.9.1911 an einen Heinrich Becker in Mülheim-Styrum verkauft. 
Franz Pankok, Schüler seines Bruders Bernhard Pankok und der Kunstgewerbeschule München, war Architekt sowie Lehrer für Möbelbau und Raumkunst an der Kunstgewerbeschule in Barmen (heute BUGH Wuppertal FB. Auf einer Kunstgewerbeausstellung im Sommer 1905 stellte neben vielen ortsansässigen Handwerkern und Fabriken Ibach dort einen von Franz Pankok geschaffenen Flügel aus. Die Barmer Zeitung  vom 10. Juni 1905 schreibt dazu: 
„Weiter reiht sich an ein Musik- und Empfangssalon nach dem Entwurf des Herrn Direktors Werdelmann (...). Die Möbel sind fourniert, in ungebeiztem Amarantholz mit Einlagen aus Zitronenholz und Perlmutter, ein Zitronenholzflügel und Musikstuhl aus Pallisanderholz mit Beschlägen in Silbertreibarbeit, entworfen durch Herrn Architekt Franz Pankok und ausgeführt von der Hofpianofabrikantenfirma Rud. Ibach Sohn.“ 
Der so etwas ungeschickt beschriebene Ibach-Flügel mit der Nummer 48153 (Mod.41) in mattem Palisander- und Zitronenholz ging nach der Barmer Ausstellung 1906 auf die Weltausstellung nach Mailand. Nach verschiedenen sich anschließenden, kleineren Ausstellungen, wurde er 1908 an Hauptmann Georg Barth in Essen verkauft, der weitere Verbleib ist unbekannt. 
 
Entwurf Pankok

Entwurf
Franz Pankok
Jugendstilflügel

Ibach-Flügel
unbekannter
Jugendstil
Entwurf
 
Auch Heinrich Vogeler muß im Zusammenhang mit dem Ibachschen Instrumentenbau genannt werden. Der gleichermaßen hochgelobte wie auch umstrittene Jugendstilkünstler schuf mindestens ein Pianino in Mahagoni,  das am 21.6.1907 an eine Frau Oberleutnant Hagemann in Kassel verkauft wurde.  Darüberhinaus verweisen einige der im Ibach-Archiv verwahrten, anonymen Abbildungen von Instrumenten, deutlich auf den Stil Heinrich Vogelers. Ein Flügel konnte bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Künstler zugeschrieben werden und stammt aus der Zeit 1898-1905.  Die Anfrage beim Vogeler-Archiv in Worpswede, die die notwendige Sicherheit geben sollte, blieb leider unbeantwortet. 
Daten Heinrich Vogeler
Vogeler?

 
mutmaßlich
Entwurf
Vogeler
 
Ferdinand Götz

Entwurf
Ferdinand Götz
ca. 1905
Ein eigentümlicher Entwurf stammt von Ferdinand Götz, Maler, Grafiker und Kunstgewerbler in München (geb. 1874 Fürth in Bayern). 
Schüler der Akademie München. Verschiedene Ausstellungen mit Gemälden und Zeichnungen. Künstlerischer Beirat am Schauspielhaus. Längere Tätigkeit für die Zeitschrift „Jugend“ in München, deren Titel den Namen "Jugendstil" prägen sollte. Götz war als Architekt u.a. tätig für Um- und Erweiterungsbauten des Grand Hotels „Continental“ in München.
Für Ibach Entwurf eines Salonpianos in Mahagoni mit Intarsien, verkauft an "K. Turnauer Nürnberg". Instrument als Foto und Werbeabbildung vorhanden (siehe auch „Fortschritte des Kunstgewerbes im Pianobau III“, Illustrierte Zeitung 3305 vom 1.11.1906)