Höhepunkte bis 1930
 

Die wichtigsten Designentwürfe bis zum 1. Weltkrieg...

stammen von Albinmüller und Emanuel von Seidl.

Emanuel von Seidl, wie sein Bruder Gabriel von Seidl ein bekannter und bedeutender Villenarchitekt, schuf für den Komponisten, Dirigenten und Hofkapellmeister Richard Strauss ein Villa in Garmisch.
Der Musiker ließ dieses Wohnhaus in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts errichten. Für den Freund des Hauses baute Ibach ein passendes neues Instrument, wozu v. Seidl ebenfalls die Pläne lieferte. Der Seidl'sche Flügelentwurf weicht in Korpus-Form, Beinen und der Ausführung stark von der traditionellen Form ab. Das Grundmodell 40 erhielt einen eckigen Korpus und statt der herkömmlichen drei einzelnen Beine verwendte Seidl ähnlich dem Behrensflügel 3 Stützelemente. Die Oberfläche war mit Kirschbaummarketerie aus abwechselnd dunklen und hellen Quadraten ausgestaltet. Das Instrument mit der Nummer 56279 wurde im Mai 1908 an Richard Stauß übersandt. Ein zweiter Flügel, nach dem gleichen Entwurf v. Seidls, wurde von Ibach mit der Instrumentnummer 56278 angefertigt und auf der Münchener Austellung 1908 präsentiert.

        Entwurf Emanuel von Seidl, Flügel für Richard Strauss
  

Ein weiteres Ibach-Instrument für Richard Strauss, hier ein Pianino, wurde in die Wohnung in Wien geliefert. Das Foto trägt eine Widmung des Komponisten. Der Entwurf stammt von Rud. Ibach Sohn.

Zum Ende des ersten Jahrzehnts des 20sten Jahrhunderts nahm das Interesse der Firma Ibach, Sondermodelle zu produzieren, spürbar ab. Doch gerade im Jahr des Kriegsausbruchs wurde noch einmal eine große Initiative gestartet, mit besonders ausgestatteten Instrumenten in die Öffentlichkeit zu treten. Für dieses Jahr war eine Firmenpräsentation auf mehreren Messen und Ausstellungen geplant, zu den man die Entwürfe mehrere Architekten und Künstler realisierte.

Ein Höhepunkt war mit Sicherheit der Bau zweier Transponierflügel (Modell 47) nach den Ideen des Albin Müller, genannt Albinmüller. Er, der am Gehäusewettbewerb von 1899 teilgenommen hatte und dort nur den 2. Platz erringen konnte, war jetzt der führende Kopf der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt und wurde von Ibach für die Summe von 1000 Goldmark verpflichtet.

Ein Flügel nach Entwurf Albinmüller ging auf die Hessische Landes-Ausstellung von 1914 in Darmstadt. Dort wurde er vollständig mit Gold übermalt und war eines der zentralen Objekte in Albinmüllers Musiksaal für den Großherzog.




Nach der Überlieferung im Hause Ibach wurde das Instrument Nr. 75001 dem Großherzog zum Geschenk gemacht. Das Instrument ist verschollen. Ebenfalls auf der Darmstädter Ausstellung wurde ein von Prof. Edmund Körner gestalteter Flügel präsentiert.


Flügeldeckel mit Goldbemalung für Instrument Nr. 75001


Ibach-Saal auf der Werkbundausstellung in Köln 1914.
Links ist der von Albinmüller entworfene Flügel (2. Exemplar, nicht bemalt, Nr. 75005)
Foto nach einer alten Postkarte.



Für die Werkbundausstellung in Köln 1914 hatte man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Da Ibach einen Filialbetrieb in Köln besaß, wo insbesondere gerade die Sonder- und Luxusgehäuse produziert wurden, stellte man im Cölner Haus aus: "Das Cölner Haus soll einen Überblick geben über die künstlerischen Bestrebungen, wie sie sich in den letzten Jahren in Cöln mehr und mehr zu einem eigenen, örtlich bedingten Stil verdichten." Der Kölner Maler und Bühnenbildner Hans Wildermann hatte einen eigenen Ibachsaal entworfen und dekoriert (Saal X), wo vier große Instrumente ausgestellt waren. Der zweite Flügel von Albinmüller hatte hier seinen Platz, ebenso ein Instrument das Wildermann geschaffen hatte, das dritte war ein Flügel des Ibach-Hausdesigners, des Architekten Hermann Winkler, dazu kam eine Pfeifenorgel der Äolian-Company in New-York, die von Ibach vertrieben wurde.

Weiterhin wurde in der Haupthalle der Werbundausstellung, innerhalb der Berliner Gruppe, ein Pianino nach Entwurf des Architekten Friederich Blume ausgestellt. Der Bremer Architekt Prof. Erich Kleinhempel hatte auf der Ausstellung im Bremen-Oldenburger Haus einen Musiksaal gestaltet, darin als Mittelpunkt ein Ibach-Flügel mit Flügelbank nach seinem Entwurf. Dieses Instrument wurde 1927 an einen Kunden in Gütersloh verkauft.

Die Entdeckung "prominenter Instrumente" bleibt dem Zufall überlassen, so wie die Zuordnung des des Instrumentes von Eberhard Osthaus, Sohn des großen Hagener Mäzens Karl-Ernst Osthaus. Als Eberhard Osthaus von Hagen nach Worpswede in ein von Bernhard Hoetger entworfenes Haus umsiedelte, bestellte er ein Pinanino-Sondermodell bei Ibach. Das stilistisch an Art-Deco erinnernde Instrument soll, so vermutet der Sohn und heutige Eigentümer, entweder nach dem Entwurf Hoetgers oder nach den Plänen des alten Familienfreundes, van de Velde, entstanden sein.