Die Werkstätten
 
 
Eine wichtige Partnerschaft beim Bau von Sonderinstrumenten ging Ibach mit den Werkstätten von kunsthandwerklichen Inneneinrichtungen ein. Sie waren häufig sowohl Möbelfabriken wie auch Spezialisten für sehr individuelle, luxuriöse Unikate. Neben dem Verkauf einzelner Einrichtungskomponenten erfüllten sie Wünsche nach Komplettlösungen für einzelne Objekte, gleich ob es sich um Privathäuser oder gar um einen Ozeanriesen handelte. Allerdings muß man unterscheiden zwischen den traditionellen Werkstätten, die versuchten den allgemeinen Zeitgeschmack zu treffen, was heißt, daß sie bei aller Modernität vor allem historisierenden Stilrichtungen folgten, und den nach englischem Vorbild ab den 1890er Jahren neugegründeten kunstgewerblichen Werkstätten an, die zwar im gleichen Umfang tätig wurden, sich allerdings scharf vom Hergebrachten absonderten. Diese Werkstätten wurden von führenden Jugendstilkünstlern und -architekten getragen.
Ibach arbeitete mit beiden Formen von Werkstätten zusammen, teils wurden Auftragsarbeiten nach den Plänen der Werkstätten ausgeführt, teils wurden dort Pläne in Auftrag gegeben.


 Möbelfabrik Phönix 

Entwurf für die
Möbelfabrik
Phönix Berlin

Für die erste Gruppe, der eher den traditionellen Kunstrichtungen verhafteten Unternehmen, sind als Beispiele zu nennen: Pallenberg in Köln, Pössenbacher in München, Pfaff in Berlin, Prächtel in Berlin, vor allem aber Bembé in Mainz.
 
Zu den Werkstätten neuerer Art sind zu rechnen: die „Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk“ in München, die „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst“, die „Wiener Werkstätte“, die Dresdner Werkstätten für Deutschen Hausrat“, die Werkstätten Bernard Stadtler in Paderborn, die „Werkstätten für Wohnungseinrichtungen“ in München  und die „Saalecker Werkstätten“ in Saaleck bei Bad Kösen.
 
Weiter sollten unter dem Oberbegriff "Werkstätten" genannt werden die großen Kaufhäuser mit kunsthandwerklichen Abteilungen und kunsthandwerkliche Möbelhersteller, wie Rudolf Hertzog und A. Wertheim in Berlin, Hess & Rom, A.S. Ball oder die Berliner Möbelfabrik Phönix, die eigene Entwurfsabteilungen betrieben und für die besondere Gehäuse gefertigt wurden. In Verbindung mit diesen Werkstätten sind vor allem die IBACH-Instrumente für die großen Ausstattungsprojekte zu sehen. So der große Flügel für das Hotel Adlon, der im Jahre 1907 geliefert wurde und von Ibach nach den Plänen des Hauses Pössenbacher gefertigt wurde.
 
Adlon-Flügel 

IBACH-Flügel
für Adlon 1907

Adlon, Musiksalon 1907 
Hotel Adlon
Musiksalon


Besonders intensiv war die Zusammenarbeit mit der Firma Anton Bembé in Mainz, der Ibach auch familiär verbunden war. Hier bestellten nicht nur Angehörige der Familie Ibach ihre „Paradestücke“, sondern auch Ausstattungs-Instrumente für die prominenten Vorzeigekunden, wie August Thyssen oder Margarethe Krupp und ihre Tochter Bertha, wurden in der Mainzer Firma geplant.
 
Bembé

Entwurf: Bembé
bemalter Flügel

Bembé

Flügel für
Hans Ibach

Bembé

Flügel für
Familie Krupp
heute: Villa Hügel
Bembé

Flügel für
Familie Thyssen
heute: Schloß Landsberg

Bei Krupps zuhause...      bei Thyssens zuhause...


                  Entwurf Bembé, Familie Krupp
     heute: Villa Hügel
Schiffs-Info: "Prinz Friedrich Wilhelm" "Berlin" "Kronprinzessin Cecilie"

Von besonderer Bedeutung ist auch die Zusammenarbeit von Ibach mit verschiedenen Werkstätten bei Schiffsausstattungen, vor allem für die Schnelldampfer (=SD) des Norddeutschen Lloyds.  Zu Anfang, noch unter der Leitung von Johann Poppe als künstlerischem Leiter des NDL, zielten die Wünsche der Schiffahrtslinie auf eine Ausstattung in historischen Stilen. Hier lieferte Ibach nach Entwürfen von Bembé Plänen den Flügel für die „Prinz Ludwig“.  Ebenfalls den historisierenden Stilen zuzurechnen ist der Flügel für die "Berlin". Dieses nach Entwurf der Pallenberg-Werkstätten (Köln) entstandene Instrument war ein Geschenk der Paten-Stadt. Von Pfaff, Hoflieferant in Berlin, stammten die Pläne für das Instrument der "Kronprinzessin Cecilie". Die „Cecilie“ war der letzte Dampfer, der unter der Ausstattungsleitung von Poppe stand. An diesem Schiff hatte bereits Bruno Paul mitgearbeitet, der Poppe ablöste und die künstlerische Leitung beim NDL für die Jahre 1907-09 übernahm.  Paul entwarf, in seiner Eigenschaft als Mitglied der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk das Klavier für den Speisesaal der "Prinz Friedrich Wilhelm". Es handelt sich hierbei um ein Einbauklavier, das von den Vereinigten Werkstätten mit einem Regalumbau versehen wurde.  Durch einen glücklichen Umstand hat sich dieses Instrument bis heute erhalten.  Als die „Prinz Friedrich Wilhelm“ 1925 in Genua abgewrackt wurde, rettete ein Privatmann das Instrument „weil es zu schade war“ vor der Vernichtung.  Auf gleichem Schiff befand sich ein weiteres Ibach-Instrument, ebenfalls von Bruno Paul, der Palisanderflügel des Gesellschaftsraumes.

Pallenberg

Entwurf Pallenberg
für SD "Berlin"

Pfaff

Entwurf Pfaff für
"Kronprzn. Cecilie"

Bruno Paul

Entwurf Bruno Paul f."Prz. Friedr. Wilhelm"



Ibach Pianino
Entwurf Bruno Paul




dgl. Pianino mit Umbau für
SD "Prinz Friedrich Wilhelm"




Speisesaal im
Schnelldampfer "Prinz
Friedrich Wilhelm"




Gesellschaftsraum
"Prz. Friedr. Wilhelm"


Ebenfalls für ein Schiff des Norddeutschen Lloyd, die "Bremen", wurde von Ibach ein Flügel Mod. 53 nach dem Entwurf des Architekten Fritz August Breuhaus de Groot geliefert.
Die allgemein recht unbekannten Werkstätten des Bernard Stadler aus Paderborn, für die Ibach ebenfalls tätig war, lieferten alle Möbel und Vertäfelungen für das „Gelbe Haus“ von Bruno Paul auf der Werkbundausstellung 1914 in Köln.